Ein Sommer, vier Reifen und fünf Festivals: In diesem Jahr ging es für Gerd in einem Ford Nugget auf die Äcker des Landes. So schlägt sich der Campervan bei widrigen Wetterbedingungen, schlechten Bodenverhältnissen und lautem Umfeld.
Manchmal entwickle ich unter der Dusche Ideen. So auch Anfang des Jahres, als mir nach einer kurzen Nacht kaltes Wasser über den Kopf lief. „Das ist ja wie auf einem Festival“, dachte ich und musste grinsen. Denn ich hatte wieder einmal Lust auf ein Wochenende voller Musik, wenig Schlaf und vor allem auf Camping mit Gleichgesinnten und guten Gesprächen. Festivals sind für mich eine Parallelwelt. Hier kann ich dem Alltag für eine Weile entfliehen. Ich lerne jedes Mal nette Menschen kennen, mit denen ich ein paar Stunden oder sogar mehrere Tage eine gute Zeit verbringe. Aber weil ein Festival auch immer ziemlich anstrengend ist, hatte ich mir nach dem letzten Mal geschworen, dass ich mir das nicht mehr antun möchte. Doch was kümmert mich mein Geschwätz vom letzten Jahr? Je mehr ich über Festivals nachdachte, desto größer wurde mein Hunger darauf. Da kam mir eine verrückte Idee: Warum nur ein Festival? Ich könnte endlich meinen alten Traum erfüllen und mehrere Musik-Events besuchen. Nur eine Sache stand für mich fest: Auf keinen Fall würde ich auf drei oder mehr Festivals zelten. Das hat nicht nur mit den Wetterbedingungen zu tun. Ich möchte komfortabel reisen, privates und berufliches Gepäck sicher verstauen, Nahrungsmittel kühlen und ein bisschen Hygiene sollte auch möglich sein. Da mein Camper im vergangenen Jahr gestohlen wurde und ich noch keinen Ersatz habe, war ich auf der Suche nach einer Alternative. Und bei Ford habe ich ihn gefunden.

Wie erzählt man einem Unternehmen, dass man eine tolle Idee hat und dafür Unterstützung benötigt? Ich habe es so probiert: „Hey, ich möchte ein paar Wochen auf Festivals fahren und brauche etwas, um meine Getränke zu kühlen. Es wird wahrscheinlich sehr matschig werden, und die Festivals werden garantiert Spuren hinterlassen.“ Mein Glück war, dass der Ansprechpartner selbst gerne mit dem Camper unterwegs ist und viele Festivals besucht. Ich musste gar nicht viel erklären. „Wann geht’s los? Wie lange willst du bleiben? Ich bin ganz schön neidisch!“, waren seine Antworten. Kurze Zeit später drückte er mir den Schlüssel für einen neuen Ford Nugget in die Hand.
Kleiner Wagen, großer Kompromiss
Campervans sind stets ein Kompromiss aus Größe, Preis und Komfort. Die Hersteller versuchen, in ein möglichst mobiles Fahrzeug viele praktische Dinge zu integrieren. Die wichtigsten Fragen sind dabei immer: Wo und wie schläft man? Was kann man mitnehmen? Wie sieht es mit Kochen und Waschen aus? Vans wie der Nugget sind von der Größe her limitiert. Der Vorteil: Er fährt sich im Straßenverkehr wie ein Pkw, Parkplätze sind kein Problem und auf Reisen kann man damit häufig Plätze nutzen, die für größere Fahrzeuge gesperrt sind. Ein Nachteil ist das Raumangebot. Oft muss man sich zwischen möglichst viel Gepäck oder möglichst viel Komfort entscheiden. Niemand möchte im Urlaub täglich zweimal Dinge hin- und hertragen, nur um einen Sitzplatz freizuräumen oder einen Kaffee zu kochen.

Das Nugget-Konzept versucht, viele Wünsche zu berücksichtigen. Mit einer Länge von 5,05 Metern passt es auf jeden Parkplatz. Der Fahrgastraum bietet Platz für fünf Personen: zwei vorne und drei auf der Rückbank. Die Rückbank lässt sich zu einem Schlafplatz für zwei Personen umbauen. Der Clou und zugleich das Alleinstellungsmerkmal ist die Küche im Heck: Trotz der geringen Abmessungen befindet sich im hinteren Teil eine vollwertige Küche mit Schubladen-Kühlschrank, Zweiflammenherd und Spülbecken. Zusätzlich gibt es Schränke für Lebensmittel und Kleidung. Selbst für eine Trenntoilette ist Platz – ich hatte mich für die Trelino Origin XS entschieden.
Fünf Festivals to go
Diesmal geht es mit allem Komfort zu den Festivals. Auf dem Programm stehen das Hurricane Festival in Scheeßel, das Deichbrand-Festival bei Cuxhaven und das Roskilde Festival in der Nähe von Kopenhagen. Anschließend schaue ich noch auf dem Dockville-Festival in Hamburg vorbei und beende die Tour auf dem Vanlife-Ferropolis, wo ich mit Henning sogar auf der Bühne stehe. Bevor ich losfahre, werfe ich einen kurzen Blick auf die Technik und Ausstattung des Ford Nugget. Es handelt sich um das Titanium-Modell mit kurzem Radstand. Es gibt auch noch die Active-Variante mit anderen Design-Details, die Motorisierung ist allerdings identisch. Zur Wahl stehen Automatik und Gangschaltung, sogar eine Allrad-Option ist verfügbar. Wer die Version mit langem Radstand (L2) wählt, hat 40 cm mehr Platz. Das zeigt sich vor allem im Heck: Der Stehbereich ist größer und es gibt mehr Staufläche dank zusätzlicher Schränke.

Im Aufstelldach befindet sich das Bett. Hierzu wird die manuelle Verriegelung oberhalb der Deckklappe geöffnet und das Dach wird einfach nach oben gedrückt. Das Bett ist etwa 200 × 130 cm groß und bietet genug Platz für zwei Personen. Allerdings braucht man etwas Übung, um zu zweit darin zu schlafen und ins Bett zu gehen. Eine Leiter wird im Seitenschrank eingehängt und dient als Zugang zur Küchenzeile.
Alternativ kann man, wie ich, die Trenntoilette als Trittstufe nutzen. Das Bett ist relativ bequem. Das Kopfteil lässt sich etwas aufrichten, im Fußteil fehlt die Polsterung. Praktisch ist die angebrachte Beleuchtung an der Decke. Auf dem Seitenschrank gibt es außerdem eine Möglichkeit, ein Smartphone kabellos aufzuladen. Wenn man das Bett nicht braucht, kann man es hochdrücken und mit zwei Halterungen am Dach befestigen. So kann selbst ich mit meinen 193 cm im Fahrzeug stehen und mich relativ frei bewegen.
Platz ist in der kleinsten Hütte
Selbstverständlich habe ich die Festivals auch dazu genutzt, meine Campingausrüstung zu testen. Diese musste ich im Fahrzeug unterbringen und sicher verstauen. Außerdem galt es, genügend Vorräte für jeweils vier bis fünf Tage mitzunehmen, inklusive Getränke. Außerdem mussten meine Klamotten mit, eine Mischung aus sommerlicher Kleidung und Regenschutz. Hier zeigt sich dann doch, dass es sich um ein kleines Fahrzeug handelt. Technik wie Stromkabel passt gut unter dem Sitz im Wohnraum. Nahrungsmittel und Getränke habe ich unter der Spüle platziert. Der 33 Liter fassende Kühlschrank bietet genug Platz für Butter, Käse, Gemüse und weitere verderbliche Leckereien. Meine Kleidung konnte ich größtenteils im seitlichen Schrank unterbringen. Damit war jeder Platz genutzt. Ein großer Lautsprecher fuhr in der Küche mit. Eine Powerstation und eine größere Lampe musste ich dagegen vor der Rückbank auf dem Boden platzieren. Alles Weitere packte ich in eine Kiste, die ich während des Festivals auf den Fahrersitz stellte. Man muss schon Ordnung lieben und jeden Tag dafür sorgen, alles wieder an seinen Platz zu packen. Das funktioniert im Nugget alleine hervorragend, zu zweit ist es umständlicher, da immer jemand dem anderen im Weg steht. Glücklicherweise ist man ohnehin nur bei schlechtem Wetter im Wagen, da Festivals Outdoor-Events sind.



Die meisten Festivals finden auf eigentlich landwirtschaftlich genutzten Flächen statt. Die Stellplätze befinden sich also auf einem Acker. Der Boden ist uneben und häufig weich. Ich hatte ein bisschen Sorge, ob ich mit dem Nugget geradestehe oder gar im matschigen Untergrund steckenbleiben könnte. Auf dem Stoppelfeld des Hurricane Festivals sprangen bei meiner Platzsuche tatsächlich die Sensoren an und gaben ein paar Warnsignale zu möglichen Hindernissen. Aber meine Sorge war unbegründet. Der starke 170-PS-Motor und das Automatikgetriebe mit acht Gängen hatten keinerlei Probleme abseits der regulären Wege.
Ohne Strom nichts los

Auf Festivals gibt es nur selten Plätze mit Stromanschluss. Dabei müssen nicht nur Getränke und Nahrungsmittel gekühlt werden, sondern auch mein Arbeitsgerät braucht Energie. Die Bordbatterie des Nugget versorgt vor allem den Kühlschrank mit Strom. Auch die Beleuchtung, die Spüle, die Außendusche, die Zündung des Kochers und die diversen USB-C-Anschlüsse werden von der Batterie mit Strom versorgt. Es gibt auch zwei klassische Steckdosen an Bord, allerdings keinen Wechselrichter, um 12 Volt in 220 Volt umzuwandeln. Eine Kaffeemaschine kann also nur bei externer Stromzufuhr betrieben werden. Ein Solarpanel ist ebenfalls nicht auf dem Dach montiert und es gibt auch keinen Außenanschluss für das Solarpanel, das ich für die Powerstation mitgenommen habe. Ich muss also während des Festivals mit dem Strom haushalten. Den Kühlschrank habe ich auf die kleinste Stufe gestellt, was absolut ausgereicht hat. Die Spüle habe ich nur zum Abwaschen und Händewaschen genutzt, sodass die 33 Liter des Wassertanks mehrere Tage reichten. Die Beleuchtung habe ich selten genutzt, da ich Akku-Lampen dabei hatte.
Lediglich mein Smartphone habe ich ab und zu aufgeladen. So reichte der Strom der Bordbatterie drei Tage lang. Das war überraschend lang, aber dennoch zu kurz für ein komplettes Festival. Meine Lösung, um mehr Strom zu erhalten, war sicher nicht perfekt: Ich habe den Motor des Wagens eine Stunde lang laufen lassen und anschließend meine Powerstation an die Außensteckdose angeschlossen. So hatte ich für die letzten beiden Tage genug Strom für den Kühlschrank. Wäre es mein Wagen, hätte ich nach dieser Erfahrung einen Außenanschluss für ein Solarpanel verbaut.
Apps und andere Funktionen
Besonders praktisch finde ich die Nutzung der zusätzlichen Apps. Mit FordPass kann ich beispielsweise den Status des Nugget überprüfen, die Türen öffnen und schließen, den Standort des Fahrzeugs anzeigen und sogar den Motor starten. Mit „CamperControl” kann ich wiederum die Beleuchtung im Innenraum regeln oder überprüfen, ob das Fahrzeug gerade steht. Noch komfortabler wird die Bedienung der vielen Funktionen über den großen Touchscreen im Heck. Besonders viel Spaß hat es mir gemacht, die Beleuchtung zu justieren. Neben der Helligkeit lassen sich auch die Farbwerte der gesamten Innenbeleuchtung einstellen. So habe ich den Wagen häufig in ein Diskomobil verwandelt: rotes Licht im Heck, grün und blau im vorderen Bereich. Lediglich ein Pulsieren im Takt der Musik fehlt noch – aber vielleicht ist das ja eine Idee fürs nächste Software-Update.

Beim ersten Festival hatte ich noch einen Pavillon von Dometic dabei. Aber der Wagen hat eine große und gute Markise an der Seite. Die Beine lassen sich zudem mit Erdnägeln befestigen. Auch Campingstühle muss man nicht mitschleppen, da in der Heckklappe zwei ziemlich bequeme Stühle integriert sind. In der Schiebetür ist ein Tisch mit Klappbeinen integriert, der sehr stabil ist, wenn er aufgebaut ist. Auch wenn mir Stühle, Markise und Tisch vielleicht nicht unbedingt gefallen, sind sie schlicht und praktisch. Und jedes Teil, das ich nicht extra mitnehmen muss, spart Platz im Fahrzeug.
Die Ausstattung ist nicht speziell für Festivals optimiert, sondern eher für einen Kurztrip an die See oder in die Berge. So schirmt das Dachzelt beispielsweise keinen Lärm ab, weshalb sich empfindliche Schläfer einen Gehörschutz einstecken sollten. Allerdings schläft man selbst bei schlechtem Wetter mit Wind und Regen gut und trocken. Ich mag die kurze Bauform des Nugget sehr, wenn ich alleine unterwegs bin. Zu zweit wäre die längere Variante wahrscheinlich angenehmer, vor allem bei längeren Touren. Da ich alleine oder mit meiner Frau auf den Festivals war, diente das Dachzelt als Schlafplatz. Wenn ein Freund mitgekommen wäre, hätte es mich genervt, dass ich für die Nacht das untere Bett aufbauen und tagsüber wieder Platz im Innenraum schaffen musste.
Küchenparty unter der Heckklappe
Insgesamt ist der Wagen ein hervorragender Festivalbegleiter. Ich habe den großzügigen Platz im Innenraum sehr genossen, als ich mit Freunden einen Drink nehmen wollte, es draußen aber zu kalt wurde. Die Küche ist im hinteren Teil perfekt positioniert und der Kühlschrank ist groß genug für ein verlängertes Wochenende. Dank der Heckklappe ist man auch bei leichtem Regen gut geschützt. Auf einem Festival haben wir darunter eine Küchenparty gefeiert.
Dennoch würde ich den Nugget nicht nur für Festivals nutzen. Für mich ist er ein Campervan für alle Gelegenheiten. Ich war damit sowohl in großen Städten als auch auf dem Land unterwegs. Ich war auf Stellplätzen am Meer und in den Bergen. Für ein Wochenende reicht der Strom, wer länger unterwegs ist, muss leider immer wieder extern nachladen, da der Akku noch recht schmal bemessen ist. Der Frischwassertank mit 33 Litern ist dagegen ausreichend groß. Überrascht hat mich, wie viel Zeug in die Schränke passt, wenn man etwas Ordnung hält.

Die Oberflächen sind etwas empfindlich, denn man sieht sofort jeden Fleck und jeden Dreck. Ich habe deshalb sehr häufig Wischlappen, Handfeger und Schaufel in die Hand genommen, um den cleanen Look zu bewahren. Schlafen im Zelt ist sicher nicht jedermanns Sache, aber mir gefällt es gut. Und während andere Hersteller ein vollautomatisches Aufstelldach anbieten, gefällt mir, dass das Aufstelldach des Nugget von Hand hochgedrückt und heruntergezogen wird. Für alle, denen Zelten nicht zusagt: Inzwischen kann man auch eine Variante mit festem Hochdach ordern. Dann entfällt der Aufbau, man hat mehr Platz für Gepäck, Wintercamping ist möglich und beim Schlafen bleibt der Lärm draußen. Vielleicht ein Modell für den nächsten Festival-Sommer?
Ich muss mal eben bei Ford anrufen …