Ein Campingplatz auf der Insel, ein Van aus Holz und Strom mit Henkel
Kampieren, Kultur und Kulinarik in Brecia und Bergamo,
Das Herz der Kunst schlägt 2023 in der Lombardei, wo die Städte Bergamo und Brescia als diesjährige Kulturhauptstädte Italiens mit einem umfangreichen Programm und einer atemberaubenden Landschaft aufwarten.
Meine Reise beginnt in Brescia, einer Industriestadt, die mit rund 200.000 Einwohnern nach Mailand die größte Stadt der Lombardei ist. Umgeben von grünen Hügeln, die angeblich schon Leonardo da Vinci als Hintergrund für seine Mona Lisa genutzt hat. Ob es wirklich so war, wird wohl für immer das Geheimnis des Meisters bleiben. Eindeutig sind hingegen die drei Seen, die Brescia umgeben: Der Gardasee, der Idrosee und der Iseosee. Letzterer schaffte es 2016 mit „The Floating Piers“ von Jeanne-Claude und Christo weltweit in die Medien.
In Brescia beginnt meine Reise auf der Piazza della Vittoria, dem Platz, von dem aus auch dieses Jahr wieder am 14. Juni um 14 Uhr 375 Oldtimer auf die berühmte „Mile Miglia“ starten, um hier nach der dreitägigen Rundfahrt den Sieger zu küren.
Brescia, Start und Ziel der Oldtimer-Rallye „Mille Miglia“
Für das Kulturereignis wurden rund 158 Millionen Euro in die Infrastruktur der Region investiert, wovon auch größere Reisemobile profitieren, die sich auf den breiten Straßen von Brescia gut zurechtfinden. Den wohl schönsten Blick auf die Stadt hat man vom Hügel Cidneo, auf dem auch die imposante Burg von Brescia steht. Leider gibt es in der Nähe der Stadt keinen Campingplatz, daher würde ich als Stellplatz für das Wohnmobil den Idio-See oder Bergamo empfehlen.
Wer die Gegend mit dem Fahrrad erkunden möchte, kann dies problemlos auf dem Radweg tun, der beide Städte verbindet. Auf 76 km sind viele Informationstafeln über die Region aufgestellt und in kleinen Bauernhöfen kann man sich stärken und teilweise auch übernachten.
Mit George Clooney am Lago d’Iseo
Rund um den Iseosee gibt es zahlreiche Campingplätze mit Stellplätzen, die meist direkt am Iseosee mit freiem Blick auf die Insel „Monte Isola“ liegen.
Bekannt ist der See für seine Sardinen, die eigentlich „Sardina o Agone“ heißen und außer der Tatsache, dass sie mit Salz zubereitet werden, nichts mit der Salzwassersardine gemein haben. Ein Ausflug auf die autofreie Insel mit ihrem 600 Meter hohen Berg lohnt sich. Kleine Restaurants und Läden mit Devotionalien laden zum Einkaufen ein. Im Norden der Insel liegt eine kleine Privatinsel mit einem Turm, den angeblich George Clooney kaufen wollte. Doch der Blankoscheck des Hollywoodstars blieb leer und die Insel im Besitz eines Geschäftsmannes aus Brescia.

Sekt aus der Region Franciacorta
Oberhalb des Iseosees, auf einer fruchtbaren Endmoräne aus der Eiszeit, liegt das Weingut Ronco Calino. Der bio-zertifizierte Betrieb mit 20 Prozent Pinot Noir und 80 Prozent Chardonnay an den Hängen beschäftigt sieben Mitarbeiter und jedes Jahr werden hier die Trauben noch traditionell von Hand gelesen, um dann als edler Schaumwein in 70.000 Flaschen pro Jahr in alle Welt verkauft zu werden. Verkostungen können vor Ort gebucht werden und auch die Besichtigung der Produktions- und Lagerräume ist sehr interessant.
Bergamo – zwischen Città Bassa und Città Alta
Unterstadt und Oberstadt, das ist Bergamo. Doch die 100 Meter höher gelegene Altstadt hat eindeutig die Nase vorn. Von der belebten Unterstadt mit dem Teatro Donizetti aus betrachtet, wirkt die Città Alta wie eine uneinnehmbare Festung aus einer Fantasy-Saga – dafür sorgt neben der Hügellage vor allem die gut fünf Kilometer lange, vollständig erhaltene venezianische Stadtmauer.
Beide Stadtteile haben ein Opernhaus, und im Mittelpunkt des Kultursommers in Bergamo steht der Sohn der Stadt – Gaetano Donizetti. Ihm zu Ehren findet 2023 rund um seinen Geburtstag am 29. November ein zweiwöchiges Opernfestival statt.
Der Komponist wurde in der Oberstadt geboren und trat zeitlebens nie aus dem Schatten des in Mailand wirkenden Verdi heraus.
Die autofreie Oberstadt mit ihrer typisch italienischen Gemütlichkeit erreicht man mit der Funicolare. Die Standseilbahn verbindet die Viale Vittorio Emanuele am nördlichen Rand der Unterstadt mit der Piazza Mercato delle Scarpe in der südlichen Oberstadt.
Das traditionelle Gericht Bergamos ist die Polenta. Früher war die Region so arm, dass es kaum Salz gab und die Polenta nur sonntags mit einer salzigen „Sardinia o Agone“ aus dem Iseo-See gewürzt wurde. Heute ist auch die süße Polenta mit Marzipan und Zartbitterschokolade sehr beliebt. Bergamo ist nicht nur für seine traditionellen Maisgerichte bekannt, sondern gilt auch als „Hauptstadt des Käses“, denn hier gibt es nicht weniger als 9 DOP-Käsesorten (DOP steht für Denominazione di Origine Protetta, also geschützte Ursprungsbezeichnung).


„Mach hinne“ für die Bergamaschi!
Wer sich in diesem Sommer auf seiner Kulturreise so richtig ins Zeug gelegt hat und den Verkehr hinter sich blockiert, dem kann es durchaus passieren, dass hinter ihm ein Bergamaschi „Laurà, Laurà, Laurà“ ruft. Damit ist keineswegs eine Frau gemeint, sondern der Ausruf basiert auf einem Sprichwort, das für den Eifer und Fleiß der Bergamasker steht. Heute ist Bergamo eine reiche Stadt, und wenn ein Lastwagenfahrer hinter einem Laurà Laurà! rufen und hupen sollte, dann folgt er nur dem produktiven Geist seiner Vorfahren. Also nicht böse sein und am besten etwas beeilen.
Randnotiz: Die Pressereise fand auf Einladung statt. Es wurde seitens des Gastgebers keinerlei Einfluss auf Art, Inhalt und Umfang eines Beitrages genommen.
Essen:
Trattoria Sant’Ambroeus, Bergamasker Spezialitäten, www.trattoriasantambroeus.it
Osteria Al Gigianca, ausgezeichnete Küche der Region, www.algigianca.com.
Kulturhauptstadt:
Kulturelle Highlights und Termine im Kulturhauptstadtjahr
Generelle Info zu Städten und Region:
Bergamo
Brescia
Camping Vela
Kleiner Campingplatz mit 40 Plätzen, die meisten direkt am Wasser.
Camping Vela
Camping Iseo
Gepflegter Campingplatz direkt am See, besteht aus 56 Rasen-Stellplätzen, mit 2 Rampen für den Zugang zum See und zum Bootsplatz, zusätzlich kleine, fest gemauerte Appartements und Parkplätze.
www.campingiseo.it
Bergamo
Stellplatz mit 52 Plätzen im Norden von Bergamo. Der Platz ist ausgestattet mit Wasser, Strom, Recycling-Containern, WLAN und einem Supermarkt nur 30 Meter entfernt.
www.areacamperbergamo.it
#113: Ab in die Lombardei mit Isas Womo und Enter Shikari
XL-Folge mit Brescia und Bergamo, Isas Womo, einem Primus Grill und Enter Shikari
#112: Tim Bendzko zeigt seinen Vanzko
Test & Gewinnspiel: Das Touren-Board „Kanaloa“ von CALA
SUP-Boards gehören heutzutage fast schon zur Standardausrüstung von Freizeitsportlern und du hast doch auch schon mal darüber nachgedacht, dir eines zu kaufen, oder? Die Auswahl ist groß und auch die Qualität der einzelnen Boards ist sehr unterschiedlich. Deshalb habe ich für euch das hochwertige Allround-SUP „Kanaloa“ getestet, das ihr mit etwas Glück gewinnen könnt!
Das „Kanaloa“ von CALA hat ein unverwechselbares Design in Holzoptik, Stammeskunst und Tiki-Totem. Mit seiner Form und der Länge von 11’3″ x 32″ x 6″ (ca. 343 x 81 x 15 cm) hebt es sich deutlich von den Standard-SUP-Boards ab. Die im Vergleich zu schlankeren Tourenboards etwas bauchigere Form macht den Tourer sehr stabil und bietet Einsteigern wie Experten ein gutes Fahrgefühl. Das Kanaloa verfügt über drei Finnen mit Smartlock-System, so dass man die Finnen je nach Revier herausnehmen kann, um z.B. auf längeren Touren nur die große mittlere Finne zu benutzen.
Anwendungsbereich
Der unverwüstliche Tourer hat nur eine Kammer, aber die Steifigkeit ist dank des Fusion-Drops“ im Inneren des Boards sehr gut. Aber dazu später mehr. An der Nose fällt sofort die leicht gebogene Spitze „Noserocker“ auf, die einem auch bei Kabbelwasser ein gutes Gleiten auf dem Board ermöglicht. Größere Wellen würde ich mit dem Kanaloa jetzt nicht fahren, aber bei Downwind macht es richtig Spaß, kleine Wellen zu schneiden und ein bisschen zu gleiten.
Das Kanaloa wird von CALA mit 135 kg Zuladung angegeben, wobei dieser Wert nach meinen Erfahrungen das absolute Maximum darstellt. Es ist problemlos möglich, zu zweit auf dem Board zu fahren oder den Hund mitzunehmen. Allerdings lassen die Fahreigenschaften ab ca. 100 kg deutlich nach, weshalb man bei längeren Touren auf Begleiter und zu viel Gepäck verzichten sollte.

Nachhaltiges Deckpad
An Deck befindet sich neben einem praktischen Cargo Bungee, vier D-Ringen für einen Kajaksitz oder weiteren Stauraum ein EVA-Deckpad der Firma BLOOM. Diese Firma stellt umweltfreundliche Kunststoffe her und so besteht dieses Material tatsächlich zu 20% aus Seegras. Das Deckpad ist etwas härter und nimmt weniger Wasser auf, so dass es sich beim Fahren nicht so seifig anfühlt und auch in Wellen immer guten Halt bietet. Das Board ist in einem geräumigen Rucksack-Trolley verpackt und das Beste ist, dass am Ende der Session alles wieder in den Rucksack passt.
Auf den Kern kommt es an
Den Kern bildet der sehr dichte „Dropstitch Core“, dessen Polyesterfäden die Ober- und Unterseite verbinden und zusätzlich x-förmig zu einem stabilen Gewebe verwoben sind („X-Woven Dropstitch“). Der Gewebekern wird unter Hitze und hohem Druck untrennbar mit dem stabilen Außenmantel aus UV-beständigem PVC verschmolzen („Fusionsverfahren“).
Die Schienen werden zweilagig hergestellt, wobei die äußere Lage aus gewebeverstärktem PVC besteht. Dieses Element trägt entscheidend zur hohen Steifigkeit bei und macht die beanspruchten Seitenflächen robust gegen Beschädigungen. Darüber hinaus ist die Seitenwand komplett schwarz und in hochwertiger Gewebeoptik gefertigt, was ein Ausbleichen der Seitenwand, wie es bei weißen Seitenwänden der Fall ist, unmöglich macht.
Umfangreiches Zubehör
Im Lieferumfang enthalten sind neben dem Board ein silberner Roll-Trolley, eine Doppelhubpumpe, ein verstellbares Carbonpaddel, eine Spiral-Leash, Flickzeug und drei doppellagige Finnen (2 kleine, 1 große).

Fazit:
Ein hochwertig verarbeiteter Allrounder für Einsteiger und Fortgeschrittene mit ansprechendem Design. Das CALA Kanaloa ist ein hochwertiges Tourenboard mit ungewöhnlichem Shape und damit eine gute Option für ambitionierte Einsteiger, um gleich mit einer gleitfreudigen Alternative zum klassischen Allrounder zu starten. Das Board ist vielseitig einsetzbar und kann durch die 3 abnehmbaren Finnen an ein breites Einsatzspektrum angepasst werden.
Die sehr hochwertige Materialkonstruktion und das verwendete „Thermo-Fusion-Verfahren“ machen die Konstruktion sehr hochwertig und langlebig. Der CALA Kanaloa ist belastbar und auch für größere und schwerere Paddler geeignet.
Weitere Pluspunkte sind das geringe Gewicht, die vielen gelungenen, durchdachten Features, die schicke Optik und der sehr gute Trolley-Rucksack.
Wichtige Daten auf einen Blick
Preis: 1.179 Euro (unverbindliche Preisempfehlung, April 2023)
Länge: 11’3
Breite: 32
Tiefe: 6
Volumen: ca. 300L
Zuladung: 135 kg
Weitere Infos zu den Boards und Zubehör findet hier: https://europe.calaboards.com/
Irland-Reise: Unterwegs auf dem Wild Atlantic Way
An der Westküste Irlands befindet sich auf mehr als 2.000 Kilometern der Wild Atlantic Way. Auch mit dem Camper kann man die wunderbare und an Highlights reiche Strecke bequem abfahren. Die Campermen haben es ausprobiert. Ein Ortsbesuch.
Das Herz klopf, es ist kaum möglich, den Blick abzuwenden. Und selbst, wenn man die Augen kurz schließen muss, hat man wunderbare Bilder im Kopf. So ist es eben, wenn man sich verliebt. Und so war es auch, als wir Irland bereist haben. Mit jedem der vielen Kilometer nahm dieses schöne Land immer mehr Raum in unserem Herzen ein. Aber fangen wir am Anfang an.
Als Irland Tourismus uns fragte, ob wir Lust hätten, Irland näher kennenzulernen, mussten wir nicht lange überlegen. Henning sagte sofort: „Irland steht auf meiner Bucket-List“. Also nahmen wir die Einladung gerne an und machten uns kurz darauf auf den Weg. Dazu muss man wissen, dass das Frühjahr vielleicht nicht die Reisezeit ist, die ich mir ausgesucht hätte. Aber ein anderer Termin war nicht machbar, also bereiteten wir uns auf schlechtes Wetter vor. Camping in der Kälte? Kein Problem, wir sind schließlich Mobilsten. In der Reisetasche landeten also neben einer Regenjacke auch lange Unterhosen, Handschuhe und eine Menge Mützen. Und was soll ich sagen: Hätte ich Irland schon vorher bereist, wäre meine Tasche leichter gewesen.
Vier Jahreszeiten in einer Stunde
In Irland gibt es den Spruch, dass man in einer Stunde vier Jahreszeiten erleben kann. Und da steckt eine Menge Wahrheit drin. Wo es eben noch geregnet hat, scheint ein paar Minuten später die Sonne. Nach einer kühlen Brise folgt fast immer ein warmes Lüftchen. Statt einer dicken Jacke war häufig der Zwiebellook der Kleidungsstil der Wahl. Häufig blieb die Jacke sogar einfach im Camper – und das Ende März.
Apropos Camper: Natürlich kann man mit seinen eigenen Camper nach Irland fahren, zum Beispiel per Fähre von Cherbourg in Frankreich nach Rosslare in Süd-Irland. Die Überfahrt dauert etwa 18 Stunden, aber vorher muss man erst einmal nach Frankreich kommen. Wer sowieso gerade in der Gegend ist, sollte diesen Weg wählen. Aber für uns kam diese Strecke nicht in Frage, unsere Camper blieben in Hamburg. Stattdessen sind wir nach Dublin geflogen und haben dort in der Nähe des Flughafens bei Bunk Campers ein Wohnmobil gemietet. Und weil wir ja vom schlechten Wetter ausgingen, haben wir einen Wagen mit viel Komfort und Platz ausgewählt. Hier kurz die Eckdaten: Alkoven, zwei Schlafbereiche, Bad und Küche, viele Sitzgelegenheiten, acht Meter Länge.
Nur kein Streß: Erfahrung hilft
An dieser Stelle ein Tipp: Wer einen Camper in Irland leiht und wie wir den Wild Atlantic Way entlangfahren will, sollte entweder Erfahrung mit großen Fahrzeugen haben, oder lieber ein kleineres Modell wählen. Die Straßen sind teilweise eng und kurvig, außerdem herrscht Linksverkehr in Irland. Es soll ja eine Traumreise werden, da kann man Fahrstress auf der Tour nicht gebrauchen. Henning und ich sind zum Glück vertraut mit großen Fahrzeugen. Aber dennoch: Etwas weniger wäre vielleicht noch entspannter gewesen.
Von Bunk Campers ging es über den Motorway nach Galway an die Westküste Irlands. Achtung: Für die Strecke sind Mautgebühren fällig, allerdings handelt es sich um Kleinstbeträge, die bar oder per Karte bezahlt werden können.
Galway ist ein fantastischer Start für die Tour in Richtung Norden. Die mittelgroße Stadt ist dank zweier Unis sehr jung und modern – was sich im großen Kulturangebot widerspiegelt. Man nennt Galway auch das kleine Dublin, weil es hier noch etwas ursprünglicher zugeht, als in der Hauptstadt.
Was auf der Tour schnell klar wird: Irland geht verschwenderisch mit Postkartenmotiven um. Hier ein sattgrüner Hügel, dort ein spiegelglatter See. Eine schroffe Küste, Torf-Gebiete, Sümpfe, Wälder – Landschaften, die sich mit jeder Änderung des Wetters komplett anders präsentieren. Mal fühlt man sich wie in Neuseeland, mal könnte die langgestreckte Straße in Südafrika liegen. Ab und zu fühlte ich mich, als würden wir durchs Auenland fahren, vorbei an groben Steinmauern und vom Wind gezeichneten Häusern.

Fünf Millionen Schafe
Und überall sieht man Schafe. Offiziell hat Irland rund fünf Millionen Einwohner. Wahrscheinlich gibt es mindestens genauso viele Schafe in dem Land, die alle irgendwie aussehen wie Sean, das Schaf. Um etwas über die Geschichte der irischen Schafe zu erfahren, haben wir einen Stopp bei der Glen Keen Farm eingelegt. Dort zeigt der alte Schäfer George, wie Schafzucht funktioniert und wie man Hunde trainiert, die Tiere einzufangen. Dafür nutzt George zwei Pfeifen aus Metall, an denen man durch die jahrzehntelange Nutzung Kerben seiner Zähne erkennen kann. Fünf Kommandos müssen die Hunde per Pfiff erkennen, seine Hunde können sogar zehn. Nach der Vorführung gibt es im Café des Anwesens Scones und Musik, natürlich live. Denn musizieren gehört in Irland ganz offensichtlich zum guten Ton.
Von den kleinen Schafen ging es nach Westport zu den ganz großen Tieren. Denn mitten im Ort steht auf einem Anwesen das imposante Westport House. Oder vielleicht sollte ich sagen: Um das Westport House entstand der Ort, wie man ihn heute erlebt. Die Grundbesitzer hatten die Straßen, Arbeiterhäuser und sogar den Fluss künstlich so angelegt, dass es ein optisch ansprechendes Ensemble ergibt. Aber auch das Herrschaftshaus selbst und dessen Geschichte sind beeindruckend. Die Ahnin der Erbauer war keine Geringere als Grace O’Malley, bekannt auch als die Piratenkönigin.Sie ist so etwas wie die Nationalheilige Irlands. Sie lernte das Seefahrer-Handwerk von ihrem Vater und war später Gegenspielerin der Englischen Königen Elisabeth I. Das Westport House wurde von Colonel John Browne dort erbaut, wo einst die Burg der O’Malleys stand. Und er heiratete die ehrbare „Maud Bourke“, Urenkelin von Grace O’Malley. Klar, dass noch heute die Spuren der Piratin überall auf dem Anwesen zu finden sind. Ein Piratenpark lädt zu kleinen Abenteuern ein. Und der große Campingplatz mit vielen großen Glampingzelten oder genügend Raum für eigene Fahrzeuge ist so gut gelegen, dass man sogar seinen ganzen Urlaub dort verbringen könnte. Der kleine Hafen von Westport oder die Altstadt sind zu Fuß schnell erreicht. Das Auto sollte man auch stehen lassen, denn im Ort gibt es 52 Pubs. Darunter auch auch das Matt Molloy’s. Der urige Pub im Zentrum von Westport wurde vom Flötisten der Folkband Chieftans eröffnet. Fast täglich gibt es hier Live-Musik, das Bier schmeckt, die Stimmung ist blendend. Dennoch mussten wir irgendwann weiter, schließlich gibt es noch so viel zu entdecken.
Mit dem Schlauchboot zur Seehunds-Insel
Wer an der Westküste Irlands – dem Wild Atlantic Way – unterwegs ist, sieht nicht nur eine verzaubernde Landschaft, sondern natürlich viel Wasser und eine Menge Inseln. Um diese zu erkunden, haben wir uns in Blacksod mit Mick von den Blacksod Sea Safari getroffen. Mit seinem Rib, einem sogenannten Festrumpfschlauchboot mit starkem Motor, hat er uns trotz kräftigen Wellengangs zu den verlassenen Inishkea Inseln an der Westküste gefahren. Auf der kleinen Hauptinsel lebten einst Menschen unter einfachsten Bedingungen. Als die Männer beim Fischen in einem Sturm umkamen, verließen die Frauen die Insel, zurück blieben die Steingebäude, deren Reste noch heute zu sehen sind. Wahrscheinlich habe ich noch nie eine so wunderbare Insel gesehen: Die halbrunde Bucht hat einen feinen und weißen Strand, im Rücken liegen satte Wiesen. Die Ruinen bieten einen fantastischen Rahmen für Fotos. Mick erzählte uns auch, dass man mit einem Zelt auch ruhig mal eine Nacht auf der Insel verbringen kann. Er bringt Besucher zur Insel und holt sie dann am nächsten Tag wieder ab. Wer es bequemer mag: Ein Haus auf der Insel wurde wieder bewohnbar gemacht, man kann es mieten. Aber nur, wenn das Mindset stimmt, denn auf der Insel mag man es ruhig: Vögel machen hier auf ihrem Weg nach Island halt und werden von Ornithologen katalogisiert. Da kann man keinen Lärm und keinen Müll gebrauchen. Auf der Rücktour kamen wir noch an einer großen Gruppe von Seehunden vorbei – und ich bin mir sicher, dass sie uns zugewunken haben…
Seeluft macht irgendwie müde, also sind wir mit unserem Camper dann von Blacksod ein paar Kilometer weiter nach Achill Island gefahren, um auf dem Keel Caravan & Camping Park die Nacht zu verbringen. Auch hier wieder: Das Meer ist der Star. Der Platz schmiegt sich regelrecht an die Küste, man hat besten Blick auf den Strand und die Hügel am Horizont. Und vor allem bekommt man gleich Familienanschluss bei den sehr sympathischen Betreibern, den Fitzsimmons. Lisa und ihr Mann haben den Platz gerade erst übernommen, auch sie haben sich in die Gegend verliebt. Der Campingplatz selbst hat alles was man braucht, Shops und Restaurants gibt es in der Nähe. Und falls doch was fehlt, helfen die Betreiber weiter. Und wer Abends beim Gang zum Klo hinter einer der Türen Musik hört, sollte mal hineinschauen: Wahrscheinlich sitzen im Gemeinschaftsraum ein paar Camper zusammen und musizieren. Ein wirklich toller Ort, der sich ein bisschen wie nach Hause kommen anfühlt.

Dark Skys und wilde Trommel-Spiele
Nicht einmal eine Stunde entfernt befindet sich der Wild Nephin National Park. Hier lernt man viel über die Geschichte der Region, über das Land, geologisch gesprochen, über die ersten Siedler und darüber, wie Geschichte hilft, die Zukunft zu gestalten. Auf langen Wegen kann man kilometerweit durch das riesige Gelände streifen und auch mal eine Nacht in einen der Shelter verbringen. Drei Dark-Sky-Areas erlauben einen faszinieren Blick auf den Sternenhimmel, komplett ohne Lichtverschmutzung. Und plötzlich fühlt man sich ganz klein und unwichtig.
Um beim nächsten Pub-Besuch zumindest ein bisschen mitmusizieren zu können, haben Henning und ich die School of Music in Kiltimagh besucht. Davóg Frayne hat uns dort in die Kunst der Bodhran-Trommel eingewiesen. Naja, was man so Kunst nennt, wenn man zwei norddeutsche Camper an das traditionelle Instrument lässt. Sagen wir es so: Es hat Spaß gemacht, aber hören sollte man besser nicht, was wir fabriziert haben.
Dann doch lieber wieder dem Meer lauschen, am besten auf einer Überfahrt nach Clare Island, dem Geburtsort der Piratenkönigin. Mit der Fähre geht es vom Roonagh Pier in etwa einer halben Stunde auf die Insel. Rund 170 Menschen leben noch hier. Es gibt einen Pub und Restaurants, man kann den Leuchtturm oder die Burg am Hafen besichtigen. Ein Tag geht hier schnell rum und Abends geht es dann zurück aufs Festland, wo der Camper sicher auf dem Parkplatz wartet.
Freundlichkeit pur
Der Name Wild Atlantic Way trifft zwar den Nagel auf den Kopf, gleichzeitig täuscht er ein wenig. Die Landschaft mag an einigen Stellen wild erscheinen, die Menschen sind es nicht. So viel Freundlichkeit habe ich selten auf meinen Reisen durch Europa erlebt. Gerade mit einem großen Camper fühlt man sich auf engen Straßen wie ein Hindernis. In Irland scheint das kaum jemanden zu stören. Geduldig warten andere Fahrer, bis wir mit dem Rangieren fertig sind, niemand fährt zu dicht auf oder gibt eine Lichthupe, um für Platz zu sorgen. Im Gegenteil: Man grüßt freundlich oder bedankt sich bei uns, wenn wir jemanden vorbeilassen.
Zugewandt, freundlich, herzlich: Das trifft auch auf David Lawless zu. Normalerweise kommentiere ich Namen nicht, aber hier passt es. Ich habe Irland so erlebt, dass man hier nach eigenen – und guten – Regeln lebt. Eine rebellische Ader und Widerstand gegen Obrigkeiten steckt durch die wechselhafte Geschichte in der DNA. Und David Lawless, ein ehemaliger Punkrocker, ist eben auch kein Mensch, der nach klassischen Regeln agiert. Statt mit lauter Stimme spielt er sanfte Töne auf seiner Flöte oder rezitiert – ganz zart – ein Gedicht des Literatur-Nobelpreisträgers William Butler Yeats. Der Dichter stammt aus der Gegend rund um den Berg Ben Bulben, sein Grab befindet sich an Drumcliffe Church. Bei einem Spaziergang zum Ben Bulben erfahren wir zudem, wie der Glaube an Kobolde und Elfen funktioniert. David nennt das auch nicht Aberglauben, sondern Volksglauben. Auf die Frage, ob er denn auch an diese mythischen Wesen glaubt, sagt er: „Ich schließe nichts aus.“ Sicher ist sicher.
Von hier fahren wir weiter in den Norden und verlassen die Republik Irland und kommen in Nordirland an – ganz ohne es zu merken. Man fährt auch hier auf der linken Seite, auch hier ist die Landschaft wunderbar und auch hier ist man freundlich unterwegs. Nur mein Mobilfunkanbieter informiert mich kurz per Kurznachricht, dass ich in einem anderen Land bin. Wer hätte das gedacht?

Luxus im Bubble Dome
Die Nacht verbringen wir in Finn Lough. Es fällt mir schwer, einen Begriff für diesen Ort zu finden. Ein klassischer Campingplatz ist es nicht, ein typisches Hotel allerdings auch nicht. Aber der Luxus, der uns hier begnet, der ist einzigartig. Unsere Unterkunft könnte man zwar getrost als Zelt bezeichnen, aber auch nur deshalb, weil die Zeltwände des Bubble Dome aus Stoff sind. Es handelt sich um große Kugeln, die durch Luftdruck in Form gehalten werden. Wir müssen durch eine Schleuse eintreten, damit die Luft nicht entweicht. In der geräumigen Kugel erlauben die durchsichtigen Wände einen intensiven Blick auf den Wald, in dem das Gelände liegt. Ein großes Bett, schwere Bademäntel, eine Badewanne mitten im Raum und eine gut gefüllte Minibar laden zum Verweilen ein. Aber nichts da, erst einmal geht es in den Spa. Dafür werden wir mit einem Golfcar abgeholt und zur Sauna gefahren. Die steht direkt am See, in dem wir uns nach der angenehmen Hitze wieder abkühlen. Im Restaurant „The Barn“ essen wir zu Abend. Nur selten habe ich solche Köstlichkeiten auf den Teller gehabt wie dort. Ein Drink an der Bar und ein Besuch des süßen Vintage-Kinos runden den Tag ab. Die Übernachtung in Finn Lough ist nicht günstig, aber für einen romantischen Kurzurlaub lohnt die Investition. Sobald man das Gelände betritt, geht der Puls runter, der Atem wird ruhig, die Entspannung strömt in den Körper. Die Mitarbeiter sind ruhig, diskret und zuvorkommend. Wenn ich einen Ort für eine romantische Auszeit empfehlen dürfte, dann wäre dieser ganz oben auf der Liste. Das nächste Mal würde ich dann allerdings mit meiner Frau fahren – entschuldige Henning!
Zum Ende der Tour noch etwas Kultur und etwas Natur. Wir besuchen Enniskillen und fahren mit Barry Flannigan und seinem Erne Water Taxi nach Devenish Island. Die kleine Kloster-Insel liegt im aufgestauten Fluss und war einst ein wichtiger religiöser Ort. Und noch heute beeindruckt der große Turm im Zentrum der Insel. Übrigens hat Oscar Wilde in Enniskillen studiert. Man kann hier also überall Plätze entdecken, wo er wohl auch gewandelt ist und einige Ideen für seine Romane entstanden.
Stairway to Heaven
Unsere viel zu kurze Reise durch Irland endet mit einem Gang auf dem Cuilcagh Boardwalk Trail – oder wie man den Wanderweg hier nennt: Stairway to Heaven. Er zieht sich kilometerweit und teilweise auf langen Holzwegen durch ein ursprüngliches Gelände, über Hügel bis zur Küste. Man sollte etwas Wasser und Proviant mitnehmen, denn unterwegs kann man nichts kaufen. Und vom Weg sollte man nicht abkommen, im Boden gibt es viele natürliche Fallen, aus denen man nur mit Mühe wieder herauskommt. Ein wunderbarer Weg, auf dem man noch einmal die ganze Pracht des Landes einsaugen kann. Eine Ruhe und eine Weite, die mich auch ein wenig demütig gemacht hat.
Zum Abschluss campen wir in Fermanagh im Rushin House Caravan Park, direkt an einem kleinen See, der die Grenze nach Irland bildet. Hier haben wir noch einmal ganz komprimiert alles im Blick. Zwei Länder, die dann im Herzen doch irgendwie ganz eng beieinander sind. Der Campingplatz ist eine schöne Station, um die Reise zu beenden, ein Spaziergang in den Ort führt zu einem Restaurant. Im See kann man baden oder angeln, ein kleiner Fußball-Platz zeigt, dass hier eben nicht nicht nur Cricket, Rugby oder Gällisch-Football gespielt wird.
Und Wie hier wurden wir an vielen Orten von Menschen gefragt, ob wir das erste Mal in Irland unterwegs sind. Unsere Antwort war immer: Ja, aber garantiert nicht das letzte Mal.
Vielen Dank Irland, Du warst gut zu uns. Wir kommen wieder.