Ich mag es bequem, vor allem beim Sitzen. Es gibt für mich kaum etwas nervigeres, unbequeme Stühle an Bord meines Campers zu haben, auf denen ich möglicherweise viele Stunden sitzen soll. Dann setze ich mich doch lieber auf die Stufe des Wohnmobils. Angefangen hat diese Sitzleidenschaft auf dem Hurricane-Festival. Auf den ersten Touren habe ich immer Billig-Klappstühle aus dem Supermarkt mitgenommen. Das mag ja für ein paar Minuten ganz okay sein – aber sobald man nach durchfeierter Nacht den halben Vormittag mit warten auf die ersten Bands des Tages darauf verbringt, ist das nur eine Qual. Der zweite Anstoß kam am Strand. Ich bin kein Freund von Liegestühlen, ich lümmel mich lieber den ganzen Tag im Schneidersitz oder auf einem Fuß sitzend (ja, das geht, wenn man das Bein seltsam anwinkelt) im möglichst bequemen Stuhl.
Vor ein paar Jahren kaufte ich mir dann den ersten Outwell-Stuhl, einen so genannten Moon-Chair. Dabei handelt sich im Prinzip um eine große Sitzschale, die aber bei Nichtgebrauch praktisch klein zusammenklappbar ist. Durch viele Jahre Sand und Salzwasser hat der dann aber irgendwann das zeitliche gesegnet, ein neuer Stuhl musste her. Es kamen (und gingen) viele verschiedene Modelle: einfache Faltstühle mit Fußteil, aufblasbare Sessel, ein eigentlich viel zu schwerer Gartenstuhl. Allesamt nicht schlecht, aber so richtig begeisterte mich keiner davon. Das Problem ist häufig, dass mir das Design nicht zusagt – selbst wenn der Stuhl vielleicht sogar ganz komfortabel ist.
Doch nun bin ich erst einmal wieder sitzmäßig gut ausgestattet, der Outwell Grenada Lake ist bei mir eingezogen. Im Prinzip handelt es sich um einen Regiestuhl, also ein Stahlgestänge mit einem hohen Rückenteil und einer Sitzfläche aus Stoff. Der Clou ist der Überzieher, oder der Husse, wie man in Sitzfachkreisen sagt. Wie ein Handschuh bekommt der auch so schon recht ordentliche Stuhl den gepolsterten Pfiff. Der Stoff besteht aus Polyester, wodurch er selbst schlechtem Wetter ordentlich den Mittelfinger zeigt. Regen macht dem Stoff nichts aus – und sollte es doch ein paar Flecken geben, weil ich wieder einmal beim Essen gekleckert habe, dann landet er in der Waschmaschine.
Sehr praktisch finde ich, dass sich der Stuhl sehr flach zusammenfalten lässt. Es ist zwar ein bisschen Übung erforderliche – aber wenn man den Dreh raus hat, geht das einpacken schnell von der Hand. Dafür wird die Rückenlehne in Richtung Sitzfläche geklappt, dann drückt man die beiden Außenteile zusammen – und knickt dann einfach die Rückenlehne links und rechts über die beiden Seiten. Die praktische und mit Klettband befestigte Seitentasche an der rechten Seite dient nun als Befestigung, damit der Origami-Stuhl nicht wieder auseinandergeht. An der oberen Kante befindet sich fast wie von Zauberhand dorthin befördert ein kleiner Tragegriff.
Billig ist der Spaß nicht, Outwell verlangt knapp 140 Euro für den 7,5 Kilogramm schweren Stuhl. Aber wer danach im Web sucht, findet ihn dort deutlich günstiger. Wem das zu teuer ist, empfehle ich, sich bloß nicht in den Grenada Lake zu setzen, denn es wird schwer, wieder aufzustehen.
Hersteller: Outwell
Produkt: Grenada Lake
Fotos: Gerd Blank