Als ich Kim Wolhuter zum ersten Mal in Afrika traf, trug er ein hellblaues Hemd wie es Banker tragen, die gehetzt zum Lunch eilen, Khaki-Shorts und keine Schuhe. Er saß an einem Tisch und wirkte zurückhaltend, fast Schüchtern in der zivilisierten Umgebung eines Guesthouses, die ihm anscheinend so garnicht behagte.
Als ich ihn fragte, warum er keine Schuhe trägt erwiderte er: „Ich trage schon seit Jahren keine Schuhe mehr wenn ich Filme und im Busch unterwegs bin. Mit Schuhen trampelt man herum, spürt nicht die Temperatur, den Boden und bewegt sich unnatürlich. Ich möchte die Umgebung fühlen, das spüren, was die Tiere unter ihren Ballen spüren, um mich besser an sie anzupassen.“ Das ist Kims Job, Tiere aufspüren, Filmen und Fotografieren. Und Kim lebt gefährlich, denn er verzichtet bei seinen Filmarbeiten nicht nur auf festes Schuhwerk sondern auch auf eine Waffe zum Schutz. „Weißt Du, wenn Menschen Waffen tragen, dann haben sie eine ganz andere Körperhaltung, bewegen sich anders und die Tiere spüren das“, sagt er mit einem lächeln und irgendwie macht alles Sinn, was Kim sagt. Nicht ,weil er zahlreiche Auszeichnungen für seine Wildlife-Dokumentationen bekommen hat und Sender wie National Geographic und Discovery seit über 30 Jahren zu seinen treuen Kunden gehören. Nein, es macht Sinn, weil Kim es sagt, wie er es sagt. Er ist kein Selbstdarsteller oder Draufgänger, wie es in Zeiten von YouTube und Instagram viel zu viele gibt.
Even though I live this most magical life, I never take it for granted and am happy for every day that I’m out here.
Kim Wolhuter
Er ist ein Mann der leisen Töne, ein Gentleman, einer, der die Natur liebt und Sie den Menschen näher bringen will. Aufgewachsen ist Kim im Kruger Nationalpark in Südafrika wo sein Vater und sein Großvater Ranger waren. Sein Großvater, Harry Wolhuter, war der allererste Ranger des Krüger-Nationalparks. Er ist eine nationale Legende, da er der einzige Mann ist, der jemals einen erwachsenen männlichen Löwen mit einem Messer einhändig tötete, nachdem er ihn von seinem Pferd gezogen hatte. Das würde Kim nie passieren, denn er ist nur mit seiner Kamera „bewaffnet“. So geht Kim barfuss seinen eigenen Weg und manchmal fährt und schläft er auch in seinem Toyota Hilux, oder was davon übrig ist.
Das Auto sieht aus wie Hommage an Mad Max und wurde von ihm speziell auf seine Bedürfnisse umgebaut. Ein Stativ für die Kamera ist vor das Armaturenbrett geschweißt, überall sind Halterungen für Action-Kameras aufgeklebt. Beeindruckend sind die zwei Löcher auf der rechten, unteren Seite des Toyota. „Die sind von einem Spitzmaulnashorn, das mich angegriffen hat. Die Dinger sind so aggressiv, dass ich Glück hatte es noch ins Auto zu schaffen“ sagt Kim mit einem Lächeln und gleichzeitig ernstem Blick, wie jemand, der einem einen guten Rat geben möchte, es ihm nicht gleich zu tun. Keine Sorge Kim, mir reichen deine Filme und Geschichten. Take care!
www.kimwolhuter.com
Fotos: Henning Pommée